Von Dr. med. Bruno S. Müller-Camenzind

Der grüne Star, auch Glaukom genannt, ist eine der häufigsten Erkrankungen des Sehnervs. Der ursprünglich von Aristoteles geprägte Name "Glaukom" stammt aus dem Griechischen und steht für "hell", "leuchtend", "glänzend" resp. "meergraublau". Dies, weil er in Verbindung gebracht wurde mit der blau-grauen Verfärbung der Regenbogenhaut bei chronischen Entzündungen. Im 16. Jahrhundert wurde in Frankreich daraus "grün, meerfarben", da der französische Atlantik eher grünlich als bläulich wirkt. Im 20. Jahrhundert bürgerte sich der Begriff "grüner Star" dann als Synonym für Glaukom ein. Seither kommt es häufig zu Verwechslungen zwischen grünem und grauem Star.


Risikofaktor: Hoher Augeninnendruck

Ein Glaukom entsteht, wenn über längere Zeit ein erhöhter, nicht behandelter Augendruck besteht, der zu einer Schädigung des Sehnervs führt. Als Entstehungsmechanismus des Glaukoms wird ein Missverhältnis von Augeninnendruck und Durchblutung des Sehnervs angesehen. Die Folgen: Gesichtsfelddefekte und im Extremfall eine Erblindung des Auges. Das Gefährliche am grünen Star ist, dass dessen Symptome erst spät oder gar nicht von den Betroffenen bemerkt werden können. Deshalb sind regelmässige Kontrollen des Augendrucks, abhängig vom Zustand der Augen und dem Alter, angezeigt. Im Prinzip kann jeder Mensch an einem Glaukom erkranken. Relevant scheinen unter anderen auch hier der Alterungsprozess, chronische Krankheiten wie Diabetes oder Verletzungen am Auge. Man kann familiäre Häufungen von grünem Star beobachten und geht davon aus, dass es für gewisse Glaukomtypen eine genetische Komponente gibt. Menschen mit höherer Weitsichtigkeit und fortgeschrittenem grauem Star neigen eher zu einem Glaukom.

Zuerst Tropfen, dann Operation

Werden glaukomtypische  Schäden am Sehnerv festgestellt, muss mittels Medikamenten, die überwiegend als Augentropfen verabreicht werden, eine dauerhafte Augendrucksenkung erzielt werden. Eine Schädigung des Sehnervs setzt in der Regel bei chronischer Überschreitung eines kritischen Augeninnendrucks ein. Dieser kritische Druck ist individuell unterschiedlich hoch und muss im Krankheitsverlauf durch engmaschige Kontrollen erst individuell gefunden und durch eine angemessene Behandlung dann möglichst dauerhaft unterschritten werden. Hauptziel der Therapie ist, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Bereits aufgetretene Schäden (z.B. Gesichtsfelddefekte) sind nicht wieder rückgängig zu machen. Werden Augentropfen zur Augendrucksenkung nicht mehr vertragen oder führen diese keine ausreichende Augendrucksenkung herbei, kommen Laserbehandlungen und schliesslich mikrochirurgische Methoden zur Anwendung, welche am offenen Auge zu einer dauernden Druckentlastung führen sollen.

Stabilisierung der Situation, aber keine Heilung

Die Glaukomoperation beinhaltete mehrere Schritte und dauert rund 50 - 60 Minuten. Nach Eröffnung der Bindehaut wird eine Tasche der Lederhaut zur Hornhaut hin präpariert und  somit ein künstlicher Weg zur vermehrten Entwässerung des Auges gelegt. In der Regel entsteht damit ein Filterkissen am Hornhautrand unter dem oberen Augenlid. Bei diesem Eingriff kann man sich auf sehr gute Erfahrungswerte stützen. Trotzdem muss bedacht werden, dass es sich um eine Operation am offenen Auge handelt und es können  Risiken wie z.B. vorübergehende Drucksteigrungen, Blutungen am Auge, Netzhautablösungen, Hornhauttrübungen etc. auftreten . Diese sind aber sehr selten und können in der Regel gut behandelt werden. Tatsache ist , dass die Operation des grünen Stars leider nur in vier von fünf Fällen erfolgreich ist und meistens keine Verbesserung des Ausgangszustandes, sondern lediglich eine Stabilisierung der Ausgangssituation bringt. Der grüne Star kann nicht geheilt, aber in seinem Fortschreiten aufgehalten werden, dies ist in jedem Fall absolut zwingend. Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen, sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern.